Catelle de poêle à niche, avec un trilobe


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Patrick Elsig, 2013 :

[NB : gleiche Notiz für die Kacheln MV 10911 bis MV 10931] 1989 entdeckt die Archäologin Gabriele Keck in Niedergesteln in den Ruinen der Freiherren von Turn über tausend Ofenkachelfragmente, welche sie aufgrund stilistischer Vergleiche in die Zeit zwischen 1330 und 1350 datiert. Die olivgrün-braun glasierten Kacheln mit Reliefdekor gehören somit zu den ältesten bisher bekannten Exemplaren. Kacheln mitmodelgeformtem Reliefdekor scheinen sich ab der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zu verbreiten. Der Kachelofen aus Niedergesteln stammt wahrscheinlich aus einer Hafnerwerkstatt in der Umgebung von Bern, mit dem die Freiherren von Turn - eine der führenden Adelsfamilien im Wallis des 13. und 14. Jahrhunderts - regen Kontakt pflegten. Die grosse Anzahl erhaltener Kacheln sowie deren Formenvielfalt ermöglichen es, einen vollständig dekorierten und in verschiedene Stufen gegliederten Kachelofen zu rekonstruieren. Der Ofen stand ursprünglich in einem Nebenraum, der an den mit einem grossen Kamin ausgestatteten Empfangssaal des Schlosses grenzte. Die nicht figürliche Kachelornamentik besteht hauptsächlich aus Rosetten und gotischen Architekturelementen, die figürlichen Dekorationen zeigen Turnierszenen und tanzende Paare. Die vor einer gotischen Architekturkulisse dargestellten Paare versinnbildlichen wahrscheinlich die höfischen Feste, welche die Ritterturniere begleiteten. Obwohl kaum mehr feststellbar ist, ob der Auftraggeber ein bestimmtes Ereignis oder Ritterspiele als solche darstellen wollte, sieht Gabriele Keck in den Turnier- und Tanzszenen eine mögliche Darstellung der Festlichkeiten, welche anlässlich der Heirat zwischen Peter V. von Turn und Agnes von Grandson stattfanden. Gabriele Keck zufolge ist Peter V. von Turn zumindest der Auftraggeber des Kachelofens. Die Datierung des Ofens in die Zeit zwischen 1330 und 1350 stimmt mit der Herrschaftszeit Peters V. von Turn (1324 bis frühe 1350er Jahre) überein. In der Walliser Kulturlandschaft stellt der Kachelofen einen Ausnahmefall dar. Der offene Kamin, der südlich der Alpen noch lange in Gebrauch steht, bleibt bis ins ausgehende Mittelalter vorherrschend. Der geschlossene Ofen, welcher von der Küche oder einem Nebenraum aus eingefeuert wird, um die Rauchentwicklung im Hauptraum zu vermeiden, entwickelt sich vorerst nördlich der Alpen und verbreitet sich ab dem späten 15. und dem frühen 16. Jahrhundert vom Oberwallis über das ganze am Schnittpunkt zwischen Norden und Süden gelegene Wallis. Mit der Einführung der Öfen entwickelte sich das Handwerk des Giltsteinofenmachers. Der Giltstein (Speckstein, Steatit) ist ein im Alpenraum häufig vorkommendes Gestein, welches sich durch gute Wärmespeicherkapazitäten auszeichnet und sich relativ leicht bearbeiten lässt. Im ausgehenden Mittelalter verschwinden die offenen Kamine allmählich aus den Empfangssälen und finden nur noch als Kochstelle in der Küche oder in bescheidener Form als Zimmerheizung Verwendung. Während des Ancien Régime ist der Giltsteinofen fast in jedem Walliser Haushalt anzutreffen. Wenige im 18. Jahrhundert von Patrizierfamilien eingeführte Kachelöfen bilden weiterhin die Ausnahme. "Kachelofen von der Gestelnburg", in: Elsig Patrick, Morand Marie Claude (Hrsg.), Das Geschichtsmuseum Wallis, Sitten. Sammeln inmitten der Alpen, Sitten: Geschichtsmuseum Wallis/Paris: Somogy Ed. d’Art, 2013, S. 130-131.


Patrick Elsig, 2013 :

[NB: same note for the tiles MV 10911 to MV 10931] In 1989, during excavations at the castle of the Sires de la Tour, in Niedergesteln (near Rarogne), over a thousand fragments from a tiled stove were unearthed. The archaeologist Gabriele Keck suggested a dating to around 1330-1350 on the basis of stylistic comparisons, making these olive-brown glazed tiles among the oldest of their kind known. This type of moulded decoration in relief seems to have spread during the first half of the 14th century. The stove from Niedergesteln was probably made in a workshop in the area around Bern, a region with which the lords of La Tour, one of the leading noble families in the Valais in the 13th-14th centuries, had many relations. The diversity of the forms and the large number of tiles preserved made it possible to reconstitute an entirely decorated stove divided into several clearly articulated registers. This stove stood in a small room, and not in the main hall next to it, which was heated by a large fireplace. The non-figurative decoration consists of rosettes and motifs drawn from Gothic architecture. The central element of the decoration shows jousting scenes, above which are couples dancing in a Gothic setting, probably symbolizing the court banquets celebrated during tournaments. Did the client for this piece want to symbolize them or commemorate a specific event? This is difficult to establish, but Gabriele Keck suggests the celebrations around the marriage of Pierre V de la Tour with Agnès de Grandson. In any case, the archaeologist assumes that this important personage was the commissioner of this work,since he was the head of the La Tour dynasty between 1324 and the beginning of the 1350s. These dates bracket the chronological period in which the stove was probably made. Tiled stoves are an exception in the cultural heritage of the Valais. Fireplaces prevailed for a long time, especially in the Latin sphere of influence. The closed hearth was an invention that spread first in the Germanic regions. The Valais, being at the boundary between these two worlds, was no exception this rule and the stoves fuelled in the kitchen or vestibule - to keep from smoking up the main room - came from the Upper Valais in the late 15th-early 16th century. This led to the development of stoves made of steatite, a stone that is found mainly in the Alps, easy to carve and with good heat-retention properties. In the late Middle Ages, large open fireplaces tended to disappear from the reception rooms and were used only as hearths in the kitchen or to heat smaller rooms. During the Ancien Régime, steatite stoves were to be found in nearly all the homes in the Valais, while tiled stoves imported by members of the local aristocracy remained an exception. "Tiled Stove from the Castle of Niedergesteln", in: Elsig Patrick, Morand Marie Claude (Ed.), History Museum of Valais, Sion. Collecting in the heart of the Alps, Sion: Musée d’histoire/Paris: Somogy Ed. d’Art, 2013, pp. 130-131.